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Lebensraumbedrohung

Kennen Sie das Plakat mit dem Menschenaffen, das dazu aufruft einige Euro pro Monat für die bedrohten Gorillas dieser Welt zu spenden? Nein? Und das bei dem Werbeetat ... hier der Link zur Website des Projekts.

Aber sie kennen BaumBrand - warum? Weil ich nicht den Lebensraum der Menschenaffen im Kongo sondern IHREN Lebensraum bedroht habe. Ein einzelner Baum, unbedeutend in der Klimabilanz und bislang vermutlich noch keinen 50 Menschen näher aufgefallen, weckt die Aufmerksamkeit und Solidarität von so vielen Menschen.

Und wegen dieses Baumes habe ich nicht nur Drohungen sondern auch persönliche Beleidigungen und die amtliche Androhungen von Bußgeld in Höhe von bis zu 25.000 EUR erhalten.

Ist das noch maßvoll? Zum Vergleich: "Allein für den Schweizer Konsum [von Hygienepapieren, Anm. J.P.Süß] wird umgerechnet jeden Tag das Holz von über 5000 Bäumen benötigt. Das ist so viel, wie auf einer Waldfläche von 160'000 Quadratmetern (22 Fussballfelder) wächst." (Quelle: WWF Schweiz)

Macht Sie das nachdenklich? Bedrohe wirklich ich Ihren Lebensraum oder sind es nicht vielleicht doch Sie selbst?

Das Vorwort zum Buch

Die Idee zu einer Baumverbrennung entwickelte sich schleichend und ist unterschwellig schon einige Zeit vorhanden gewesen. In dem von mir unterdrückten Wunsch sehe ich, besonders nach Rezeption von Aufzeichnungen des Orgien-Mysterien-Theaters von Hermann Nitsch, Parallelen zu diesem. Unser warmes Zuhause wird durch abgesperrtes, unsichtbares Feuer oder der Steigerung, durch gänzlichen Ersatz der Flamme, erzeugt. Der Mensch, noch immer nicht endgültig befreit von urtümlich verhafteten unterbewußten Bedürfnissen und Trieben, muß sich andernorts Kompensation verschaffen. Hunderte von Kohleschalen befeuern aus diesem Grund im Sommer wochenends die Grillroste in städtischen Grünanlagen – ungeachtet deren Umweltbedenklichkeit.

Bei meinem Umgang mit Papier in Form von werblichen Druckerzeugnissen habe ich außerdem immer wieder festgestellt, daß die Verbindung von Papier zum lebenden Baum kaum noch in den Köpfen vorhanden ist – ganz im Gegensatz zu meiner Kindheit und Jugend, als Umweltpapiere als richtiges (und in meiner Erinnerung einziges) Mittel zur Rettung der Welt stilisiert wurden. Die Studien des WWF1 haben mich beeindruckt und so entstand in Zusammenarbeit mit Professor Wolfram die Idee, den Baum nicht tatsächlich zum Leidtragenden meiner Diplomarbeit werden zu lassen, sondern ihn nur zu instrumentalisieren.

Es ist nicht meine Absicht sämtliche Naturschutzgedanken aufzuarbeiten, die möglichen Folgen der Zerstörung des sensiblen Lebensgeflechts auf unserer Erde anzuprangern oder Menschen ein schlechtes Gewissen einzureden. Aber wie zu zeigen ist, kann es vielleicht der Aufmerksamkeit für einen einzelnen Baum gelingen, den Blick auf diese Problematiken zu lenken und dem Betrachter selbst eine kritische Bewertung zu überlassen.